Auch in diesem Jahr stand unser Jugendsegeltörn zu Anfang der Sommerferien wieder auf dem Plan. Einige kleine Unwägbarkeiten im Vorfeld ließen die Teilnehmerzahl auf drei Teilnehmer sinken. Nichts desto trotz fand der Törn wieder statt.
Der 14.7.2007, ein sonniger Tag, hegte in uns Erwartungen auf eine herrliche Tour. Die Corona, ausgerüstet mit allem was das Herz erfreut, legte bei mäßigem Wind morgens ab. Unsere Crew Fabian, Felix und Birger kannten sich schon von früheren Törns, so dass es keiner besonderen Ansprachen bedurfte. Das erste Tagesziel hieß Maasholm. Wie im letzten Jahr planten wir auf Reede zu liegen.
Doch auf der Fahrt dort hin verschlechterte sich das Wetter von Stunde zu Stunde. Der Wind frischte stark auf und die See wurde rauer. Einige Böen erreichten die Windstärke sieben. Da wir bei den ersten Anzeichen der Schlechtwetterfront die Segel entsprechend gerefft hatten, kamen wir zu keinem Zeitpunkt in Bedrängnis. Es war ein tolles Erlebnis für die Crew mit anzusehen, wie die Fronten in Höhe Damp vor und hinter uns durch zogen. Wir in der Mitte blieben dabei vollkommen trocken. Am späten Nachmittag, erreichten wir Maasholm. Da der Wind immer noch stark wehte, zogen wir es vor, in Maasholm Schutz zu suchen. Ein kräftiges Abendbrot sollte den Tag abrunden. Aber da war ja noch das Festzelt am Hafen, mit Pommesbude und Musik, nun ja...der Abend fand nun hier sein Ende.
Der nächste Tag zeigte wieder ein herrliches Gesicht. Ein lauer Wind verhalf uns mit zügiger Fahrt unser Ziel Mommark zu erreichen. Kurz vor dem Ziel, den Hafen schon in Sicht, trafen wir auf eine Vielzahl von Angelbooten. Am nächsten Tag wollten wir hier selbst unser Anglerglück versuchen. Mommark selbst enttäuschte, so suchten wir uns einen geeigneten Ankerplatz, und machten es uns für die Nacht gemütlich. Eine DVD in den Laptop von Birger geschoben sorgte für Kurzweil. Wir waren in Begriff unsere Kojen aufzusuchen, als ein heftiges Wetterleuchten am Horizont uns in seinen Bann zog. Soweit blieb alles ruhig. Das sollte sich aber in der Nacht noch grundlegend ändern. Es war so um null Uhr, alles ein heftiger Schlag in die Ankerkette die Nacht für uns beendete. Unversehens war eine Gewitterfront über uns aufgezogen. Starkwindböen und Regenschauer ließen die Corona heftigst in die Ankerkette fallen. Wir hatten vorausschauend großzügig Ankerkette ausgelegt. Ein auffälliger Baum am Ufer diente uns in der Dämmerung als Landmarke. Wieder und wieder wurde die Position überprüft, aber der Anker hielt.
Der Morgen des dritten Tages war wieder wie ausgewechselt. Die Sonne lachte, und die am Vorabend gesichteten Angelboote lagen auch schon wieder auf Position. Bevor wir in Fahrt gehen konnten, musste der Anker noch gehoben werden. Das Wetter der letzten Nacht hatte dafür gesorgt, das der Anker sich richtig eingegraben hatte. Das Heben entwickelte sich so zu einem reinen Kraftakt. Nur durch Überfahren bekamen wir ihn heraus gebrochen. Heute Abend sollte Fisch auf den Tisch kommen. Unsere Profiangler Thomas B., Felix und Birger fanden ihren Platz über das Schiff verteilt. Fabian hielt sich mit der Kamera bereit, um glückliche Momente einzufangen. Auch ich sollte mein Glück versuchen, mit dem Hinweis, sollte etwas beißen, so möge ich um Hilfe rufen. Ich bekam eine Angel in die Hand gedrückt mit einigen grundlegenden Instruktionen. In Erwartung auf das Kommende bewegte ich die Angel auf und ab. Es mögen ein zwei Minuten vergangen sein, als ich einen heftigen Ruck an der Angel spürte. Birger, der in meiner Nähe stand, griff meine Angel und mühte sich, den Dorsch an Bord zu bringen. Er war etwas klein, so dass er seine Freiheit wieder bekam. Allgemeines Gelächter über mein Anfänger-Glück war mir sicher. Das wiederum sollte bald verstummen. Denn während ich einen Dorsch nach dem anderen aus der Ostsee zog, mühten sich die anderen vergebens ab. Auch das Verlegen auf eine andere Position, verbesserte ihre Ausbeute nicht. Trotz alledem das Abendbrot war gerettet.
Unser nächstes Ziel sollte Gelting sein, und zu Anfang spielte der Wind auch mit, ließ dann aber zusehends nach. So blieb uns nichts übrig, als mit Motorunterstützung nach Gelting weiter zu fahren. Ich hatte mich unter Deck begeben, um ein wenig meine Augen zu pflegen, als die Maschine aussetzte. Unsere Position lag zu diesem Zeitpunkt querab zur Tonne Kalkgrund. Trotz wiederholter Startversuche ließ sich die Maschine nicht überreden, wieder ihren Dienst zu versehen. Unsere segelerfahrene Crew übernahm das Steuerrad, während Thomas und ich in der Bilge versanken. Offensichtlich bekam der Motor keinen Treibstoff mehr. Das Verfolgen und Öffnen der Treibstoffleitungen und Filter führte uns immer näher an den Treibstofftank. Von Außen vernahmen wir Segelkommandos, Positionsdaten wurden über Deck gerufen und Tiefenangaben waren zu vernehmen. Irgendwann rauschte der Anker aus, und die Segel fielen. Unsere Crew hatte das Boot bestens vor Anker gelegt. Wir lagen jetzt kurz vor Wackerballig. Da unser Kanister mit Frischwasser zu neige ging, wollten die drei in den Hafen rudern und den Kanister befüllen. Fast zeitgleich mit deren Ablegen, fiel uns ein Absperrventil in der Bilge auf. Dieses Ventil verband offensichtlich den Steuerbordtank mit dem Backbordtank. Das Öffnen dieses Ventils befreite uns von allen Problemen, denn nun sprudelte der Treibstoff aus allen geöffneten Verbindungen. Das Entlüften und Starten des Motors war eine augenblicks Sache. Unsere drei Paddler hatten zum Glück ihr Handy mitgenommen, so dass sie im Hafen angekommen nach einem Liegeplatz Ausschau halten konnten. Wir gönnten uns in der Zwischenzeit eine schöne Tasse Kaffee. Nachdem alles Werkzeug seinen Platz wieder gefunden hatte und aufgeklart war, machten wir uns mit langsamer Fahrt in Richtung Hafen auf. Die abendliche Dusche und der frische Dorsch aus der Pfanne waren Genuss pur. Ein kühles Bier auf der Terrasse des Hafenlokals rundete diesen ereignisreichen Tag ab.
Der Montagmorgen begann mit einem reichlichen Frühstück, unser Ziel für den kommenden Tag hieß Damp. Bei leichter Bewölkung und mittlerem Wind verließen wir den Hafen. Wir umrundeten die Tonne Kalkgrund, als die See zusehend kappeliger wurde und der Wind stark auffrischte. Mit durchschnittlich sieben Knoten zogen wir durchaus zügig in Richtung Damp. Ein herrlicher Halbwindkurs machte das Segeln zum Vergnügen. Um nicht unnötige Schläge segeln zu müssen, durchquerten wir das Sperrgebiet. Wiedererwarten waren wir hier nicht alleine. Minensuchboote und U-Jagdflugzeuge kreuzten unseren Kurs bzw. überflogen uns im Tiefflug. Der Inspekteur der Marine machte seine Aufwartung. Da Damp in Sicht kam, verließen wir zügig das Sperrgebiet. Damp zeigte sich an diesem Tag wieder gut belegt. So zogen wir mit kleiner Fahrt suchend nach einem Liegeplatz durch den Hafen. Ein Schlauchboot kam näher und sprach uns an. Reines Glück, der Hafenmeister, ihm folgend war ein Liegeplatz schnell ausgemacht. Felix und Birger kümmerten sich nach der Anlegeprozedur um die fälligen Hafengebühren und den Schlüssel für die Duschen. Fabian und wir legten in der Zwischenzeit unsere Badeutensilien zurecht. Für den Abend war ein Besuch im Tropikanabad geplant. Im herrlich warmen Wasser konnte man die Seele baumeln lassen. Eine Pommes zwischendurch durfte natürlich nicht fehlen. Das Hafenumfeld in Damp bot allerlei Aktivitäten an. Live Musik, diverse Lokale und Geschäfte sorgten für Kurzweil. Unser letzter Tag in der Fremde ging somit entsprechend spät zu Ende.
Der nächste Tag begann wie alle vorherigen Tage mit frischen Brötchen. Aber so recht kamen wir nicht in Gang. Heute trieb uns auch niemand. Das Ziel war klar. Bei gemütlichem Wind, traten wir unsere Heimfahrt an- begleitet von einigen Schweinswalen. So endete der diesjährige Jugendtörn.
Wie in den letzten Jahren hatte sich unsere Crew bestens bewährt. Selbst in Grenzsituationen behielten sie einen klaren Kopf und lösten Probleme mit großer Kompetenz. Für Thomas und mich war diese Woche außerordentlich erholsam, wir waren eine wirkliche Mannschaft.
Thomas